Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche
Am 25.01.2024 wurde die unabhängige Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche („ForuM-Studie“) veröffentlicht.
Es wurde offenbar, dass sexualisierte Gewalt auch zur Realität der Evangelischen Kirchen in Deutschland gehört. Dies belegen die Zahlen, die in der Studie veröffentlicht sind. Für den Zeitraum 1945 bis 2010 wurden 2.225 Fälle aufgedeckt. Von den 1.259 Beschuldigten waren 511 Pfarrpersonen. Die betroffenen Kinder waren bei der ersten Tat durchschnittlich elf Jahre alt und mehrheitlich weiblich. Die sexualisierte Gewalt betrifft alle Bereiche und alle Handlungsfelder in Kirche und Diakonie. Da in den meisten evangelischen Landeskirchen nur die Disziplinarakten und nicht die Personalakten ausgewertet werden konnten, stellen die ermittelten Zahlen wohl nur den unteren Rand der tatsächlichen Fälle dar.
Die Veröffentlichung der ForuM-Studie erschüttert uns. Ihr Inhalt steht fundamental dem entgegen, für das unsere Kirche eintritt: die Botschaft des Evangeliums.
In der gemeinsamen Stellungnahme vom 6. Februar 2024 äußern sich die 20 Landeskirchen, der Rat der EKD und die Diakonie Deutschland zu den Ergebnissen der Studie und übernehmen die Verantwortung für das Geschehene. Diese Stellungnahme kann unter www.ekd.de/Forum-Stellungnahme heruntergeladen werden.
Der Rat der EKD beriet in seiner Märzsitzung (8./9.3.24) den Maßnahmenplan zu Umsetzung der Empfehlungen der ForuM-Studie und bekräftigte, dass die in der Studie deutlich gewordenen Aufgaben entschlossen angegangen werden. Das Maßnahmenpaket, das im Beteiligungsforum erarbeitet wird, soll im November der Synode vorgestellt werden.
Dem bundesweiten Beteiligungsforum sexualisierte Gewalt (www.ekd.de/beteiligungsforum-sexualisierte-gewalt-73955.htm) geehören Beauftragte aus Kirche und Diakonie sowie Betroffenenvertreter an. Gemeinsam werden dort alle Fragen, die sexualisierte Gewalt in Kirche und Diakonie betreffen, bearbeitet.
Auch in unserer Landeskirche, der EKHN (www.ekhn.de) wurden durch die ForuM-Studie Verdachtsfälle und bestätigte Fälle sexualisierter Gewalt bekannt. Allerdings geht die EKHN bereits seit zwanzig Jahren aktiv gegen sexualisierte Gewalt vor. Unser Dekanat hat mit seinen Kirchengemeinden im Frühjahr 2017 ein aufeinander abgestimmtes Konzept für Kinderschutz verabschiedet und umgesetzt. Seit 2020 hat die EKHN ein Gewaltpräventionsgesetz verabschiedet, eine unabhängige Anerkennungskommission eingesetzt und eine Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt gestartet.
Anlaufstellen für von sexualisierter Gewalt betroffene Menschen:
Fachstelle für sexualisierte Gewalt der EKHN
https://www.ekhn.de/themen/null-toleranz-bei-gewalt/infos/fachstelle-gegen-sexualisierte-gewalt
E-Mail: geschaeftsstelle@ekhn.de
Telefon: 0 61 51 – 405 106
Anonymes Meldeportal der EKHN
https://ekhn.integrityline.app
Anerkennungskommission der EKHN
https://www.ekhn.de/themen/null-toleranz-bei-gewalt/infos/anerkennungskommission
E-Mail: anerkennungskommission@ekhn.de
Telefon: 0 61 51 – 405 106
Betroffenenvertretung der EKD
E-Mail: betroffenenvertretung@befo.ekd.de
Zentrale, unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der ev. Kirche und Diakonie
https://www.anlaufstelle.help/
Telefon: 0800 50 40 112
Kinderschutzbeauftragte der Evangelischen Martin-Luther-Gemeinde
Tine Porst
Tel. 0176 – 26859083
E-Mail: tine.porst@t-online.de